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Essay: Australiens Filmgeschichte in aller Kürze


Von Europa aus betrachtet liegt der australische Kontinent am anderen Ende der Welt. So ist es nicht überraschend, dass er von allen Kontinenten der Erde als letzter von den Europäern besiedelt wurde. Erst 1788 trafen britische Migranten ein um dort erste Siedlungen zu errichten.[1] Nur etwas mehr als einhundert Jahre nach ihrer Ankunft waren die Australier allerdings – und das mag sicherlich überraschen – zumindest filmgeschichtlich zukunftsweisend: Sie drehten den wahrscheinlich ersten Film in Spielfilmlänge. Charles Taits The Story of the Kelly Gang (Die Geschichte der Kelly Bande, AUS 1906)  war mit etwa 70 bis 80 Minuten Laufzeit nicht nur der bis dato längste Film[2], sondern zeitgleich auch der erste Film, der verboten wurde.[3]


Fünf Jahre zuvor erschien zudem mit The Inauguration of the Commonwealth (AUS 1901) die weltweit erste Dokumentation in Spielfilmlänge unter der Regie von Joseph Perry.[4] 114 Spielfilme entstanden in der Zeit von 1906 bis 1914 in Australien, davon alleine 81 zwischen November 1910 und Juli 1912.[5]Doch so vielversprechend die australische Filmwirtschaft in Schwung kam, so schnell stagnierte der Boom keine 20 Jahre später wieder. Immer weniger Filme wurden produziert und die wenigen Projekte waren zudem nicht einmal von großem Erfolg geprägt. So wurden in den 1960er Jahren gerade einmal 15 Filme in Australien gedreht, die Filmindustrie down under schien am Ende zu sein.[6]


Der Umschwung kam in den 70er Jahren, als die Regierung eine Filmförderung einrichtete, mit den sogenannten „Ocker“-Filmen[7] wie The adventures of Barry McKenzie (AUS 1972) große Erfolge gefeiert werden konnten und vor allem zwei Werke das australische Kino auf den Kopf stellten: Peter Weirs Picnic at Hanging Rock (Picknick am Valentinstag, AUS 1975) sowie Ken Hannans Sunday too far away (AUS 1975) waren von Kritikern hochgelobte Autorenfilme – und sie entdeckten den australischen Busch als Schauplatz wieder, der in den vorangegangenen Jahren nur sehr sporadisch zu sehen war.[8] Eben jenes unverkennbare australische Element, das Outback, bildete schon in der frühsten Geschichte ein Merkmal des australischen Kinos – war es doch elementarer Bestandteil der Bushranger-Filme.

[1] Vgl. Voigt, Johannes H. (2011): Geschichte Australiens und Ozeaniens. Köln (u.a.): Böhlau. S. 41. [2] Der Film ist heute leider nur noch fragmentarisch erhalten. Vgl. http://youtu.be/oYGdLcFJm6k. [3] Vgl. Vanderbent, Saskia (2006): Australian Film. Harpenden: Pocket Essentials. S. 9. [4] Vgl. ebd., S. 11. [5] Vgl. Routt, Bill (2001): More Australian than Aristotelian: The Australian Bushranger Film, 1904-1914. http://sensesofcinema.com/2001/feature-articles/oz_western. Abgerufen am 25. Februar 2014. Elf der 81 Filme waren im Übrigen Bushranger-Filme. [6] Vgl. Crofts, Stephen (2006): Der neue australische Film. In: Nowell-Smith, Geoffrey (Hrsg.): Geschichte des internationalen Films. Stuttgart (u.a.): Metzler. S. 682f. [7] Die „Ocker“-Filme handeln von wortwörtlich ungehobelten Australiern. So waren vor allem derbe Komödien und Softsex-Filme dem Subgenre-Begriff untergeordnet. Vgl. Crofts (2006), S. 684. [8] Vgl. Crofts (2006), S. 684.

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