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Filmkritik: The Holdovers



Alexander Payne brauchte dringend eine Erfolgsgeschichte. Payne, der mit Election, About Schmidt, Sideways, The Descendants und Nebraska ein beachtliches Repertoire an Kritikerlieblingen geschaffen hatte, musste mit seinem bis dato letzten Spielfilm Downsizing den ersten Misserfolg seiner Karriere akzeptieren. Das geplante Nachfolgeprojekt für Netflix wurde wenige Tage vor Drehbeginn gecancelt. Nun, nach knapp sieben Jahren, meldet sich der zweifache Oscar-Preisträger zurück - mit dem besten Film seiner Karriere.


The Holdovers erzählt die Geschichte eines verbitterten, unbeliebten Lehrers, der unfreiwillig die Weihnachtsferien mit einem widerspenstigen Schüler und der afroamerikanischen Schulköchin an der elitären High School verbringen muss. Paul Giamatti spielt den pedanten, strengen Lehrer Paul Hunham mit einer Wucht und Leinwandpräsenz, die noch lange nach Filmende im Gedächtnis bleibt. Giamatti, der schon in Der Mondmann, American Splendor oder Das Comeback glänzte und in der Miniserie John Adams den titelgebenden US-Präsidenten großartig porträtierte und mehrfach dafür ausgezeihnet wurde, spielt nun in Paynes Film mit Leib und Seele und gibt eine grandiose Darstellung. Doch auch seine Co-Stars Da’Vine Joy Randolph (als sympathische, aber durch den frühen Tod ihres Sohnes verwundbare und traurige Köchin) und Newcomer Dominic Sessa in seinem Debüt spielen authentisch und stark.


Paynes Stil eines 70er Jahre Films strotzt vor Nostalgie und Melancholie, und dennoch bleibt die Tragikomödie nicht ohne den Payne'schen Humor, der vor allem aus der Interaktion der beiden Außenseiterfiguren stammt. Payne schafft die perfekte Mischung und hat dabei natürlich auch das Glück, ein hervorragendes Drehbuch von TV-Serien-Autor David Hemingson vorgesetzt bekommen zu haben. Hemingson schrieb das Drehbuch basierend auf einem von ihm geschriebenen Serien-Pilotfilm, die nie realisiert wurde.


Seit Peter Weirs Der Club der toten Dichter gab es keinen Film mehr, der die Lehrer-Schüler-Beziehung herzergreifender und besser dargestellt hat als The Holdovers - vor allem dank der exzellenten Darstellerleistungen.


★★★★☆


Originaltitel: The Holdovers

USA 2023 • 133 Minuten • Fox Searchlight • Kinostart: 25. Januar 2024 • FSK 12

Regie: Alexander Payne • Drehbuch: David Hemingson • Musik: Mark Orton • Kamera: Eigil Bryld • Schnitt: Kevin Tent • Darsteller: Paul Giamatti, Dominic Sessa, Da'Vine Joy Randolph, Carrie Preston, Gillian Vigman, Tate Donovan

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